Achtsamkeits- und Meditationstexte

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Texte

Es war einmal eine Schildkröte, die auf ihrem Alltagsweg in einen Sumpf gefallen ist. In der Welt des Sumpfes gelten ganz andere Regeln. Die Zeit wird dickflüssiger und ihre Kräfte sind für sie nicht zugänglich. Alles ist langsam, alles ist mühsam. Auch wenn sie sich wenig bewegt, von innen heraus hat sie einen großen Drang: was sie alles tun müsse und dass sie endlich draußen sein solle. Je mehr sich die Schildkröte bewegt, desto mehr Mühe kostet es sie und sie sinkt eine Schicht tiefer. Je mehr sie sich zu Bewegung zwingen will, desto weniger kommt sie vorwärts. Wenn sie tiefer sinkt, wirkt die Zeit auf sie noch dickflüssiger. Alles wirkt unendlich langsam auf sie, alles wirkt unveränderbar und versteinert auf sie. Im Sumpf sieht sie nicht weit. Der Sumpf hat ihren Blick auf die Welt geschwärzt. Alles was sie essen will, schmeckt nach Sumpf. Sie schläft sehr schlecht und ihre Gedanken sind vom Schlamm verschleiert. In der Tiefe ist sie von ihren Ängsten und Sorgen eingepanzert. Sie ist von anderen getrennt und verwandelt sich in eine Schuldkröte und Schamkröte. Sie wirft sich und anderen alles mögliche vor.

Sie weiß nicht mehr wohin. Das einzige was geblieben ist, ist ihr Herzschlag. Sie erkennt den Rhytmus des Lebens, der in ihrem Köprer pulsiert, mit jedem Herzschlag, dann mit jedem Atemzug. Das Pulsieren lädt sie ein zu spüren: die Gefühllosigkeit zu spüren... ihre Ängste und Unzufriedenheit zu spüren... ihren Atem, ihren Köper.. ihren Panzer. Auch wenn alles versteinert ist, ihr Herz schlägt. Jeder Schlag ist eine Einladung vom Leben. Ihr Herzschlag verströmt eine verständnisvolle Wärme in ihrem Köper. Sie schaut sich selbst durch diese Wärme an. Sie erlebt, dass was auch immer mit ihr geschieht und was auch immer mit ihr los ist, sie lebt. Auch wenn sie vieles nicht bestimmen kann, kann sie wählen, wie sie damit umghehen möchte, was sie als nächstes tun möchte. Die Weisheit ihres eigenen Herzschlags ermutigt sie, Schritte des Lebens zu wählen. So ein Schritt ist unendlich Mal mehr als gar kein Schritt. In ihrer Verbundenheit mit dem Leben sind nicht mehr die erreichten Orte Maßstab, sondern die Richtung. Inmitten der unzerstörbaren Steinwände wählt sie das Leben, lebt sie das Leben. Auch wenn sie einen Angstpanzer hat, wählt sie Kontakt statt Trennung. Sie wählt die Zuversicht, die auf Unberechenbarkeit basiert. Sie möchte nicht mehr alles im Griff und unter Kontrolle haben. Sie will nicht mehr von den Verurteilungen, die sie sich ausmalt, geleitet werden; sondern ganz egal was sie denkt oder fühlt, sie möchte mutige Schritte in die Richtung tun, die für sie bedeutsam ist. Wenn sie sich ertappt, dass sie auf unüberwindbare Berge blickt, dann verbindet sie sich mit dem Weg und dem nächsten kleinsten Schritt, dann ist alles machbar.

Ist sie raus aus dem Sumpf? Ich weiß nicht. Könnte sie nochmal reinfallen? Ich weiß nicht. Aber was auch immer kommt, sie möchte aus dem Herzen leben. Um diese Entscheidung zu finden war dieser Sumpf ein Geschenk. Sonst hätte sie nur blind ihren Alltag weiter gelebt.

Günther Mild

Ich hab einen Tiger, der faucht, wenn ihm etwas nicht passt. Mein Tiger kann sich aus mir enthüllen und alles brüllend verwüsten und zerstückeln. Ich würde niemandem raten, sich in den Weg meines Tigers zu wagen.

Schon Kleinkindern wird beigebracht, so ein Vieh ist nicht angebracht.

Ich will nicht mehr als braver Bürger meinen wilden Tiger wie eine Kuh behandeln, hinter Zäunen halten, und ich möchte niemanden schaden.

 

Wenn ich meinen Tiger knurren höre, weiß ich, er braucht keinen Zaun, sondern Raum.

Ich setze mich alleine hin. Mit einer Wärme schaue ich in seine Augen, mit Neugier lausche ich seinem Atemtakt. Für Beruhigung, dies ist kein Attentat, in diesem Begegnungsraum kann alles sein. Diese Begegnung braucht den Mut der tiefen Ehrlichkeit.

Dann fängt mein Tiger an zu schnurren und ich sehe, wen er alles schützt, wie das hilflose Schaf und den beschämten Fisch. Und langsam öffnet sich die bunte Welt meiner Gefühle.

Es ist viel hinter meiner Wut. Der Tiger spricht für meine Stimmlosen er zeigt mir, wo es weh tut. So kann ich für mich sorgen. So möchte ich meinen Tiger zähmen, indem ich ihn ernst nehme, seinen Anliegen Raum gebe.

 

Günther Mild

Es donnert, es blitzt. Es regnet und Windwirbel entstehen. Die tragen mich und klatschen mich an Wände und Geländer. Ich könnte versuchen, mich bis zur Erschöpfung zu wehren und mit den Winden zu kämpfen. Ich könnte resignieren und so tun als wäre ich eine gefühllose Hülle. Ich könnte mich irgendwo einsperren und so tun als ob es mich nicht gäbe. Ich könnte alles und jeden beschimpfen und all dies würde nichts bringen.

Oder...

ich könnte wählen zu fühlen. Die Winde erlaubnisvoll bestaunen - ohne etwas anzustauen. Wenn ich erkenne, dass ich nicht der Inhalt meiner Wahrnehmung bin – dann entfaltet sich die Kraft der Beobachtung in mir. Ich bin nicht mein Körper. Ich bin nicht der Wind. Ich nehme an all diesem teil, ich lasse mich von allem berühren, ohne mich zu bemühen oder mich irgendwie zu schützen. Mein Wesen ist der Raum, wo das Wetter entsteht. Da ist plötzlich Platz und ich bin frei

Günther Mild

Seit fünf Monaten ist sie auf der Welt und ich habe so viel von ihr gelernt.
Ihr Gesicht ist meine Anleitung für  unbefleckte Freude über kleinste Dinge wie ein Stück Rübe.  Ihr Weinen ist die rohe und authentische Bitte um Hilfe, noch nicht verschleiert von gesellschaftlichen Normen. Ihre Bitte hat weder mit rebellischer Unabhängigkeit noch mit ausgelieferter Abhängigkeit zu tun. Sie trägt in sich das Urvertrauen der zwischenmenschlichen Verletzlichkeit. Wenn ich reif werde, möchte ihre mutige Neugier haben, möchte ich ihre Ausdauer des Entdeckens beherrschen, ohne Ängste vor dem Fallen, immer wieder aufstehen, weiterkrabbeln, in der Welt der direkten Sinneswahrnehmung leben, wieder fallen... aufstehen. Mein Leben leben.
Sie zeigt mir den Weg der Geborgenheit. das möchte ich leben, das möchte ich schenken.
So ist meine Tochter... meine Meisterin Malena...

Wenn ich nachts meine Augen schließe, kann ich das wortlose Flüstern der Ewigkeit in der Stille spüren. Sie sagt:

Komm zu mir. Ich freue mich, Dich zu sehen. Es ist so schön, dass es Dich gibt. Ich habe auf Deine Heimkehr gewartet. Jetzt ist es Zeit, Dich auszuruhen. Jetzt ist es Zeit, den Traum des Tages loszulassen. Du kannst Dich in die Nacht fallen lassen. Hier kannst Du Dich erholen. Der Schlaf ist meine Einladung in die Unendlichkeit. Da begegnen wir uns in Freude und Frieden. Hier brauchst Du keine Kontrolle mehr, weil es Vertrauen gibt. Hier brauchst Du keine Leistung als Daseinsberechtigung, weil es Liebe gibt. Hier brauchst Du keine Rechtfertigung, weil es Angenommen sein gibt. Hier brauchst Du keine Verleugnung, weil es Verständnis gibt. Hier brauchst Du keine Sorgen, weil es die Zuversicht der Verbindung gibt: was auch immer und wie auch immer es kommt, ich bin bei Dir und wir finden einen Weg. Falls es kein Weg geben sollte, dann finden wir damit einen Umgang. Auch wenn Du all die Sorgen, Ängste, Verleugnung, Rechtfertigung und Leistung nicht brauchst, niemand erwartet von Dir, dass Du sie sofort ablegst. Du kannst sie alle mitbringen und sie bekommen Platz und Raum und es ist völlig in Ordnung. Auch wenn ein Teil von Dir die Schlaflosigkeit wählt, ich bin bei Dir. Auch wenn Du mich nicht spürst, ich bin bei Dir. Du kannst hier so sein, wie Du bist und ich freue mich, dass es Dich gibt. Hier brauchst Du Dich nicht zu verändern und zu verbessern, Dir etwas an- oder abgewöhnen. Hier brauchst Du nichts besiegen oder aufrechterhalten. Hier kannst Du einfach sein - in der Liebe meiner Geborgenheit. Bei mir kannst bedingungslos Sein. Hier findest Du Kraft in der Nacht und morgen kannst Du den nächsten kleinen Schritt des Herzens gehen.

 

Günther Mild

Ich wandere auf dem Pilgerweg zu meinem Herzen in dem inneren Wald. Der Wald ist von außen schön und angenehm. Ich fühle mich wohl im schweigsamen Betrachten. Während meine Schritte mich tiefer bringen, kann ich die Dunkelheit spüren. Es tut mir weh, die alten, gewohnten Wege zu sehen, die mir nichts als Ankunfstlosigkeit geben. Ich stehe da, atme ein und aus. Alte Wege, ihr seid mir so vertraut. Ich heiße euch Willkommen in meinem inneren Wald. Ich kenne euch, Ängste und Einsamkeit. Ich betrachte euch mit meiner Achtsamkeit. Ihr seid Willkommen geheißen. Ich bin da... und ihr seid da. Schmerz ist da, und Boden ist da. Ich atme ein und aus und Schritt für Schritt gehe ich weiter. Alles ist mir vetraut und dennoch diesmal neu. Ich bin nicht mehr der Wald. Ich bin ... und Wald ist... Schmerz ist... und ich bin... So gehe ich weiter und tiefer Schritt für Schritt. Es braucht einen gewissen Mut und nüchterne Demut weiter zu gehen. Ich habe mich in diesem Wald schon so oft verloren in Gedanken und Verurteilungen. Verneinungen und Verachtungen. Diesmal begegne ich ihnen mit einer sanften, verständnisvollen Neugier und erlaube mir in der Dunkelheit und in Schmerzen weiter zu gehen. Schritt für Schritt und mit jedem Atemzug verweile ich in der Vielfältigkeit des Seins. Alles hat Raum und alles hat Platz. So lasse ich mich von meinen Schritten tiefer in den Wald leiten. In der Mitte des Waldes steht ein Teich jenseits von Dunkelheit. Er ist still und blau.

Ich betrachte mich schweigsam mit den Augen des Mitgefühls im Spiegel des Wassers. Ich sehe alle Narben, die ich durchlebt habe, sehe alle offenen Wunden. In meinem warmen Blick des Verstehens atmet mein friedvolles Trauern. Mein Atem erweitert sich und ich habe Platz und Raum. Ich weiß, da werden noch andere Wunden kommen und andere Narben entstehen und spüre den Frieden  des versöhnenden Mitgefühls. In der Wärme der Liebe seid all ihr Ereignisse und Unberechenbarkeiten Willkommen geheißen. In diesem erlaubnisvollen Verweilen sehe ich die Tiefe des Teiches. Sie ist breit und weit.

Dankbarkeit erfüllt mich...

Durch den Teich meines Herzens kann ich endlich mit meinem ganzen Wesen in Deine Augen schauen. Ich kenne mich und sehe Dich. Ich spüre mich und fühle Dich. Durch meine ernüchternde Veruteilungslosigkeit kann ich Dich sehen in Deiner Ganzheit. Wir begegnen einander so wie wir sind. Wir brauchen uns nicht mehr zu verstellen, wir brauchen nichts mehr zu beweisen, nichts mehr aufrecht zuhalten, besiegen oder verändern. Wir können einfach sein. Das ist völlig in Ordnung. Alle Masken sind längst in deren Bedeutungslosigkeit verfallen. Wir atmen, fühlen und spüren. Die natürliche Wärme die, uns im Herzen verbindet schenkt Raum und Platz für alles was wir sind, so wie wir sind. Und das ist völlig in Ordnung. Sei Willkommen geheißen in der bedingungslosen Begegnung.

Während wir einander so betrachten werden wir von dem Raum gehalten. Der Himmel und die Erde, die Sonne und die Sterne sind Zeugen unser Begegnung. Der Raum hält uns wie Federn auf seinen Händen. Sanft und geborgen dürfen wir einfach sein. Atemzug um Atemzug, es ist alles so wie es ist. Wir sind was wir sind. Wir, unsere Begegnung, unsere Erfahrungen, alles ist was es ist: Eine vorübergehende Erscheinung des Seins. Alles entsteht aus dem Sein und löst sich auf in dem Sein. Wie Wellen des Ozeans, die entstehen, sich zeigen und sich auflösen im Ozean. Einige Wellen sind groß, andere sind klein. Einige sind schnell, andere sind langsam, einige sind stark und intensiv andere sind sanft und leicht. Jedoch, alles ist aus dem Wasser des Ozeans. Alles ist Sein. Wie ein Wassertröpfchen in den Ozean hinein schmelzt, sind wir in der Unendlichkeit endlich heimgekehrt.

Wir sind willkommengeheißen im Sein.

Dann dreht sich der Alltag weiter, dennoch ist alles etwas wärmer und leichter. Ich bin verbunden mit mir, mit Dir und der Weite...

 

Günther Mild

Sonate der Stille

 

Wenn alles verwelkt in der Geschwindigkeit des heutigen Lebens,

lädt mich mit einem stillen Lächeln die Ewigkeit ein.

Es ist eine sanfte Einladung des Seins.

Durch die mühelose Hingabe an die Gegenwart

entsteht der Ausbruch aus der Hülle der Konzepte.

Es bleibt nur die allumfassende Wahrnehmung übrig,

in ihrer Schönheit, in ihrer Kraft.

 

Wenn mich die Angst mit Bildern der verlassenen Einsamkeit ergreift,

streichelt mich der stille und warme raumlose Raum der Geborgenheit.

Da kann ich erlaubnisvoll verweilen.

Da lasse ich meine Wunden und Narben heilen.

Alle Ängste haben da Platz und ich bin frei.

 

Wenn mich die Sorgen des Alltags gefangen halten,

besucht mich das unendliche Sein.

Wie beim heimkehrenden Wassertropfen

wird die Alltagsfessel bedeutungslos im Ozean des Alls.

Die Weite der Sterne zeigt mir, wohin mit dem nächsten Schritt.

Mein Weg hat keinen Anfang und kein Ende.

Dieses Leben ist eine vorübergehende Erscheinung des Seins.

So bin auch ich ein Beitrag zur Ewigkeit.

 

               in Worte gefasst von dem, der auch als Günther Mild bekannt ist …    

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